20 Jahre Bosse-engineering

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20 Jahre Bosse-engineering

LISP-Programmierung für AutoCAD und BricsCAD
Veröffentlicht von Jörn Bosse in Bosse-engineering · 1 Juli 2024
Tags: Bosseengineering
Am 1. Juli 2024 sind es bereits 20 Jahre, die ich  als LISP-Programmierer selbstständig tätig bin und ich schaue gerne auf  die zurückliegende Zeit: Ich würde es wieder so machen!



Aller Anfang ist schwer: Der Arbeitsplatz von 2004, ein  Laptop mit Mini-Bildschirm und ohne Ziffernblock auf der Tastatur, das  Super-Buch AutoCAD 14 von Christian Immler und ein HP-Taschenrechner 32S.

Am Beginn stand die Kunden-Akquise im Vordergrund. Ich habe LISP-Programme geschrieben und versucht, Interessenten davon zu überzeugen, sie zu begeistern. Mein Schwerpunkt für diese Aktionen war schon immer Hamburg gewesen, denn dort gibt es viele Büros, die mit AutoCAD arbeiten. Ich bin einmal im Monat für 1-2 Tage dort gewesen und habe Termine vor Ort gemacht, um meine Neuigkeiten anzupreisen. Mal bin ich mit einem guten Gefühl nach Hause gefahren, weil aus einem Interessenten ein Kunde geworden ist, manchmal bin ich aber auch niedergeschlagen gewesen, weil z.B. eine Programm-Vorführung etwas hakelig gelaufen ist oder ich einfach nicht die passende Lösung für einen Interessenten parat hatte.

Die Hamburg-Fahrten hatte ich bis 2019 regelmäßig durchgeführt, und zwar sehr gerne. Weil aus den Interessenten ja großen Teils bereits Kunden geworden sind, lag mein Schwerpunkt immer mehr auf Kundenpflege, Smalltalk, Schulungen, neue Ideen. Seit der Pandemie im Jahr 2020 habe ich davon Abstand genommen, auch weil sich vieles geändert hatte, und sei es nur der zunehmende Straßenverkehr.

Ich bin mit der Zeit gegangen und habe mehr und mehr auf Webinare gesetzt. Online lässt sich inzwischen fast alles schnell und einfach lösen. Und wenn nicht, kein Problem, dann mach ich gerne wieder auf den Weg.

Bis zum Jahr 2010 hatte ich ausschließlich in LISP für AutoCAD programmiert. Dann hatte ich mir BricsCAD runtergeladen, denn ich hatte gehört, dass meine LISP-Programme auch auf BricsCAD laufen sollten. Zu Beginn ein wenig holprig dann wurde es aber ganz schnell besser. Inzwischen kann ich meine Codes auf beiden Systemen laufen lassen.

So bin ich in Kontakt mit der Fima Mervisoft aus Wiesbaden gekommen, die u.a. als Vertriebshändler für BricsCAD fungiert. Ab 2011 wurde ich offizieller BricsCAD-Händler, weil ich von BricsCAD überzeugt bin.

Aus heutiger Sicht eine sehr gute Entscheidung. So sind meine Kunden dann ja über mich z.T. BricsCAD-Kunden geworden. Für Meine Programme ist es im Prinzip egal, weil die auf BricsCAD und AutoCAD laufen.

Auf der INTERGEO hatte ich 2007 in Leipzig und 2008 in Bremen meinen eigenen Stand gehabt, so bin ich auch zu Kunden außerhalb des Hamburger Umfeldes gekommen. 2012 in Hannover, 2014 in Berlin, 2017 in Hamburg und 2018 in Frankfurt hatte ich dann jeweils an einem BricsCAD-Partnerstand teilgenommen. Es ist mir immer eine Freude, auf der INTERGEO auf bekannte Gesichter zu treffen. In diesem Jahr bin ich am Mittwoch, den 25.09.2024 als Gast in Stuttgart vor Ort.

Mitarbeiter einzustellen war zu Beginn meiner Selbständigkeit ein immer mal wiederkehrender Gedanke. Das ist letztlich aber wohl daran gescheitert, dass ich selber lieber detailversessen meine Arbeit mache als diese zu delegieren. Zudem kann ich bei Bedarf auch auf die Ressourcen aus meinem Netzwerk zurückgreifen. Der Kreis der LISP-Programmierer im deutschsprachigen Raum ist überschaubar, da kennt und hilft man sich.

Was aus meiner Arbeit seit 2004 entstanden ist sind die Bosse_tools 10, ein Programmpaket mit dem Schwerpunkt Vermessung / Lagepläne, z.B. das codierte Aufmaß. Diese Applikation pflege ich seit Anbeginn meiner Selbständigkeit mit Begeisterung. Mit Hilfe von Updates werden Fehler beseitigt und auch immer der eine oder andere Kundenwunsch eingearbeitet. Und natürlich entwickle ich selber sehr gerne daran weiter, denn fertig ist ein Programm bekanntermaßen ja nie.

Zurzeit ist es das Programm MFI (Multifilter), welches eine komplette Überarbeitung erfährt, bis zum Herbst sollte es soweit sein, so dass ich mich dann damit aus dem Fenster lehnen kann, seien Sie gespannt.

Als weitere größere Applikation habe ich seit 2023 das Flächenstempel_Tool geschrieben. Das Flächenstempel_Tool ist ein sehr komplexes Programm geworden, welches vielleicht gerade wegen der Komplexität bisher nur mäßiges Interesse hervorruft. Aber die Kunden, die bereits damit arbeiten und sich darauf eingelassen haben kommen gut damit klar. Wenn nötig, gebe ich sehr viele Hilfestellungen. Bei diesem Programmpaket ist meine Ideen-Liste noch sehr lang, aber bis zum Ende dieses Jahres werde ich erstmal nur an der Gesamtstabilität und Performance arbeiten, alles das, was sich aus den laufenden Kundenprojekten ergibt.



Der Arbeitsplatz von 2024: ein Laptop unter dem Schreibtisch, großer Curved-Monitor und ein HP-Taschenrechner 32S. (das Super-Buch AutoCAD 14 von Christian Immler steht schon lange unbenutzt im Regal).

Was aber eine berechtigte Frage ist, wie lange kann und will ich denn die großen Programm-Pakete noch pflegen? Für das erste können Sie beruhigt sein, ich werde die nächsten 10 Jahre bis zu meinem Ruhestand noch weiter agieren wie bisher. Allerdings werde ich mich für die Bosse_tools 10 ab dem Jahr 2025 offensiv um eine Nachfolge kümmern. Vielleicht gibt es Software-Firmen, die an dem Gesamt-Paket interessiert sind, vielleicht kann ich mich als Berater für die erste Zeit mit „verkaufen“, vielleicht finde ich aber bei einer meiner LISP-Schulungen Neueinsteiger, für die so ein Programmpaket als Start in die Selbständigkeit hilfreich ist.
Noch ein Gedanke sind natürlich Kundenfirmen, die aus dem Vermessungswesen kommen. Vielleicht wollen die auch in die Programmierung einsteigen. Ganz viele Fragen, ich werde ab dem nächsten Jahr versuchen Antworten zu finden. Wenn Sie eine Idee dazu haben, dann höre ich mir das sehr gerne an.

Und wo wir gerade bei den nächsten 10 Jahren sind, ich werde versuchen, meinen Schwerpunkt mehr von der Programmierung auf LISP-Schulungen zu ändern. Es ist natürlich die Frage, ob LISP-Programmierung aus heutiger Sicht noch eine Perspektive hat. Aber diese Frage gab es vor 20 Jahren auch schon. Ich denke ja, weil die Menge an vorhandenen LISP-Programmdateien auch weiterhin angepasst und erweitert werden müssen, und natürlich auch sehr viele dazukommen. Zudem hat BricsCAD eine eigene Entwicklungsumgebung für LISP geschaffen, in AutoCAD kann LISP jetzt auch schon über das Visual-Studio programmiert werden, das hört sich alles nicht nach dem Ende für LISP an.

Ich selbst habe autodidaktisch mit einem Buch begonnen, dann kamen nach und nach die Foren im Internet hervor. Aber ich bin auch viele umständliche Wege gegangen, nur, um es nachher besser zu wissen. Wenn meine Schüler/-innen einfacher und schneller zum Ziel kommen, dann hat eine Schulung meines Erachtens nach bereits Sinn gemacht. Aber auch das sei dazu gesagt: eine Programmierung zu lernen, unabhängig von der Sprache, ist nicht jedermanns Sache. Die beste Voraussetzung ist Spaß, Neugier, Ausdauer und ganz viel Zeit. Das Ergebnis einer Schulung kann natürlich auch die Erkenntnis sein, dass es nichts für einen ist.

Abschließend möchte ich noch mal meinen Dank an Sie aussprechen, für Ihr Vertrauen, für gute Gespräche, Inspirationen und für die konstruktive Zusammenarbeit.

Jörn Bosse, 01.07.2024



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